Engagiert. Zielstrebig. Erfolgreich.
Vom losen Zusammenschluss zum eingetragenen Verein
Die “Kieskuhle” in Hambühren war Ende der fünfziger/Anfang der sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts ein Geheimtipp für motorisierte Sonntagsausflügler. Nicht nur aus Celle und der unmittelbaren Umgebung, sondern auch aus dem Raum Hannover, ja sogar aus der Braunschweiger und Hamburger Gegend fanden sich hunderte von Menschen an sonnigen Sommertagen in diesem Dörfchen in der Lüneburger Heide ein. Die Kiesgrube war zu dieser Zeit noch in Betrieb. In dem abseits der Bundesstraße in einer Allerschleife gelegenen Gelände boten Wald, Wasser und Wiese ausreichend Platz zur Freizeitgestaltung. Besonders für Familien mit Kindern war das ein ideales Plätzchen. Neben Spiel und Sport gab es auch allerhand Interessantes zu beobachten, denn zu dieser Zeit gab es noch regen Frachtschiffsverkehr auf der Aller, der den Hafen in Celle zum Ziel hatte.
Natürlich dachte niemand der Ausflügler darüber nach, dass sich der Zufahrtsweg und das Gelände selbst in Privatbesitz befanden. Für den Eigentümer, den Land- und Forstwirt Heinrich Müller, brachte dieser Besuch an den Wochenenden erhebliche Probleme mit sich. Er war für die Sicherheit und Ordnung auf seinem Grundstück verantwortlich, doch er hatte einfach nicht die Machtmittel, diese durchzusetzen.
Ab 1963, als die Kies-Förderung auf behördliche Anordnung eingestellt wurde, nahmen die Schwierigkeiten für den Land- und Forstwirt Heinrich Müller zu. Verständlich, dass den Behörden der Freizeitbetrieb in Hambühren nicht verborgen bleiben konnte. Besonders die hygienischen Zustände waren für sie nicht länger tragbar. So wurde der Grundstückseigentümer vom Landkreis Celle aufgefordert, nicht mehr als 30 Personen das Zelten zu gestatten. Außerdem verfügte er ein Badeverbot. Um diese Auflagen durchzusetzen, musste der Eigentümer in verstärktem Maß von seinem Hausrecht Gebrauch machen. Dass das nicht immer glatt ging, lag auf der Hand. Um allem Ärger aus dem Weg zu gehen, bot er das Grundstück der Gemeinde zum Kauf an. Doch diese war nicht an dem Erwerb interessiert. Zum Glück, so muss man rückblickend feststellen. So fanden sich etliche Besucher zusammen, die mit dem Eigentümer über eine Pachtung verhandeln wollten.
Soviel stand fest: Zum Nulltarif war das Freizeitvergnügen nicht mehr zu haben. Das Gelände musste eingefriedigt und ein Toilettengebäude errichtet werden. 40 Familien erklärten sich schließlich bereit, sich in einer Gemeinschaft zu organisieren. Aus Kostengründen, und weil auch genügend Fläche vorhanden war, war man sich einig, die Zahl auf 50 zu erhöhen.
Dabei ist es bis heute geblieben. Der Campingfreund Wolfgang Huber, der zum “Vorsitzenden” ausgeguckt war, erhielt den Auftrag, mit dem Grundstückseigentümer Heinrich Müller über einen Pachtvertrag zu verhandeln.
Die Verhandlungen zogen sich hin und nach einer stürmisch verlaufenen Versammlung übernahm dann der Campingfreund Manfred Fietzek die Initiative, diese unter Einschaltung eines Rechtsanwaltes zum Abschluss zu bringen. Er entwickelte einen Vertragsentwurf, der dann auch die Zustimmung des künftigen Verpächters fand.
Mit den Worten “HURRA, HURRA, DER VERTRAG IST DA” lud Campingfreund Manfred Fietzek die Interessenten zum 5. Januar 1969 in den Heidekrug in Hambühren ein. Er berichtete über das Ergebnis der Vertragsverhandlungen. Gleichzeitig wurden neben Manfred Fietzek die Campingfreunde Horst Michalke und Hans Puschky zur Unterzeichnung des Pachtvertrages bevollmächtigt.
Die Gemeinschaft war damit ein nichtrechtsfähiger Verein im Sinne des § 54 BGB.
Für die Campingfreunde hieß es nun, die Ärmel aufkrempeln. Zunächst galt es einmal das Gelände nach außen abzusichern. Über 200 Zaunpfähle wurden beschafft und in Beton gesetzt. Das benötigte Wasser wurde eimerweise von der Aller oder vom See herangetragen. Wie viel laufende Meter Stacheldraht gezogen wurden, ist leider nicht festgehalten. Dann begann die für den Platz wichtigste Arbeit, nämlich die Errichtung des Toilettengebäudes. Hierfür musste ein Standort gefunden werden, der auch in extremen Fällen vom Hochwasser unberührt blieb. Die Wasserver- und entsorgung war sicherzustellen und schließlich waren die Richtlinien für die Hygiene allgemeiner Zeltlager- und Camping-Plätze zu beachten. Es galt das Einvernehmen mit der Gemeinde Hambühren herzustellen, denn es handelte sich ja um eine bauliche Anlage im Außenbereich, die im gesetzlichen Überschwemmungsgebiet der Aller ihren Standort finden sollte. Die vom Landkreis Celle auf Widerruf erteilte Bauerlaubnis erhielt eine Vielzahl von Auflagen, die bei der Errichtung und dem Betrieb des Gebäudes zu beachten waren. Nun ging es ans Werk. Das Haus selbst wurde durch Fachfirmen errichte. Lediglich die Entwässerungsanlage wurde in Gemeinschaftsarbeit hergestellt. Die Wasserversorgung besorgte ein VW-Motor, der das Wasser aus der Tiefe in einen oberirdischen Kessel hochpumpte. Da konnte es schon passieren, dass während der Morgentoilette kein Tropfen Wasser mehr aus dem Wasserhahn kam. Doch was machte das schon aus? Man ging in den Maschinenraum, warf den Motor an und nach wenigen Minuten war der Kessel schon wieder gefüllt. Ja, so war das damals. Die Baukosten betrugen damals ca. 20.000 DM. Sie wurden über eine Umlage aufgebracht. Jedes Mitglied musste einen Baukostenzuschuss von 400 DM bezahlen. Durch einen Beschluss der Gemeinschaft wurde zum einen festgelegt, dass im Falle eines vorzeitigen Austritts aus der Gemeinschaft dieser Betrag anteilmäßig erstattet wurde und zum anderen, dass neue Mitglieder den vollen Betrag im Sinne einer Aufnahmegebühr bezahlen müssen.
Besondere Verdienste um den Bau hat sich der Campingfreund Frido Schröder erworben. Einmal konnte er aufgrund seiner beruflichen Stellung das benötigte Material günstig kaufen und zum anderen hat er in der Baubetreuung hervorragendes geleistet.
Nun hatte endlich auch jeder Zeit, sich seinen eigenen Platz nach seinen eigenen Vorstellungen zu gestalten. Viel Mühe und Schweiß wurden dafür aufgebracht. Neue Mitglieder, die heute einen Platz vom Vorgänger übernehmen, können sich nur sehr schwer vorstellen, welche Mühen dahinterstecken.
Es war Pionierarbeit, die zu leisten war. Kam man zunächst nur am Sonntag unter Mitbringen der gesamten Tagesverpflegung zum Campingplatz, so sollte sich das bald ändern. Die ersten Zelte wurden aufgebaut und man blieb über das Wochenende draußen. Statt Kartoffelsalat und Würstchen wurde nun richtig gekocht. Mit der Zeit wagte das erste Mitglied den Versuch, einen Wohnwagen aufzustellen. Er fand schnell Nachahmer und so dauerte es nur wenige Jahre, bis auch der letzte Campingfreund seinen eigenen Wohnwagen hatte. Auch die “eisernen Camper” merkten bald, dass so ein Wohnwagen seine Annehmlichkeiten hatte. Betrachtet man den Platz heute, so ist der Zweitwohnwagen fast schon die Regel geworden. Eine Möglichkeit, an die auf kommerziellen Campingplätzen gar nicht zu denken ist. Mit dem wachsenden “Komfort” begann man nicht nur das Wochenende, sondern auch seinen Urlaub draußen zu verbringen. In den Sommerferien waren fast alle Familien auf dem Campingplatz. Das lohnte sich sogar für den örtlichen Bäcker. Er kam morgens an die Geländezufahrt und brachte frische Brötchen.
Für die Kinder war das Gelände das Spielparadies schlechthin. Für sie wurden schon in den Anfangsjahren eigene Feste veranstaltet. Für Bewirtung und Geschenke wurden Spenden gesammelt. Letztere wurden für jedes Kind mit viel Überlegung und altersgerecht ausgesucht. Das förderte nicht nur die Verständigung der Kinder untereinander, sondern führte auch dazu, dass sich die Mitglieder besser kennen lernten.
Aus organisatorischen Gründen wurden je 10 Einheiten zu einer Gruppe zusammengefasst. Eine Regelung, die bis heute beibehalten wird. Das erleichterte die Einteilung zur Reinigung des Toilettengebäudes sowie die gesamte Vorstandsarbeit. Am Pfingstsonntagmorgen traf man sich zur Versammlung auf der eigenen Festwiese, um vereinsinterne Dinge zu besprechen.
Jeder war darauf bedacht, den Bekanntheitsgrad des Platzes so gering wie möglich zu halten und daher wurde waren Besucher sehr selten. Das änderte aber nichts daran, dass sich Bekannte und Freunde auch für einen Stellplatz auf dem Campingplatz interessierten. Da aber die Mitgliederzahl auf 50 beschränkt war, wurde eine Warteliste geführt.
Im Sommer 1972 wurde entschieden, dass die fünf Gruppensprecher künftig den “Vorstand” bilden sollten. Dieser Vorschlag wurde allgemein gutgeheißen. Die Campingfreunde Jürgen Herwig, Ernst Jürgens, Werner Lerch, Frido Schröder und Arnold Sundermann vertraten nunmehr als erste Gruppensprecher der Vereinsgeschichte die Gemeinschaft. Sie verständigten sich darauf, dass Frido Schröder als Sprecher und Jürgen Herwig als Schriftführer und Kassenwart fungieren sollten. Die Übergabe der Geschäfte, insbesondere der Kasse, verlief reibungslos.
Der neue “Vorstand” erarbeitete zunächst Regeln, die das Miteinander in der Gemeinschaft auf eine rechtliche Grundlage stellte. So wurde eine Satzung von der Mitgliederversammlung beschlossen und eine Platzordnung, die von der Gemeinde Hambühren zu genehmigen war, erlassen.
Seit der Saison 1974 ist der Campingplatz an die öffentliche Müllabfuhr angeschlossen. Außerdem wurde an die Anbindung an die öffentliche Wasserversorgung sichergestellt.
Am 1. September 1976 wurde die Camping-Interessengemeinschaft Hambühren e. V. dann beim Amtsgericht Hannover eingetragen. Im Herbst 1976 wurde auch der Bau einer Drei-Kammer-Grube in Gemeinschaftsarbeit fertig gestellt.
Hier können Sie sich das Interview mit Campingfreundin Elke Plünnecke ansehen:
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